Wir von der Deutsch-Indischen Gesellschaft Bodensee e. V. haben uns auf die Zeitreise begeben und waren begeistert. Schlemmen wie in der Steinzeit! In Dingelsdorf wurde die Uhr um Tausende von Jahren zurückgedreht.
Wie haben sich die Steinzeitmenschen im Neolithikum ernährt? Wie wurde gekocht und mit welchen Zutaten?
Die Paleo-Ernährung ist derzeit sehr beliebt, da sie als besonders gesund gilt. Der Pfahlbauverein Dingelsdorf e.V. hat sich ein spannendes Experiment ausgedacht. Er lädt zum Steinzeitdinner ein. Das Essen wird mit Rohstoffen aus Wald und Feld zubereitet, wie sie den Menschen in den Pfahlbausiedlungen vor 6.000 Jahren zur Verfügung standen – allerdings wird es kulinarisch verfeinert.
So wird ein schmackhafter Eintopf aus Emmer, Dinkel, Hirse, Bohnen, Erbsen, Rauchfleisch und Gemüse angeboten, der in rekonstruierten Tontöpfen über dem offenen Feuer gekocht wird. Dazu wird ein Spieß mit Rehrücken und Wildschwein über dem offenen Feuer gegrillt. Zum Abschluss gibt es ein Dessert aus Waldfrüchten.
Die vierköpfige „Steinzeitcrew“, alles Experten auf diesem Gebiet, hatte sich um Herbert Gieß, den „Steinzeitkoch“, versammelt. Sie hatten schon alles liebevoll vorbereitet. Die Tische (wir waren 22 Teilnehmer) waren im Herbstdesign gedeckt und geschmückt. Natürlich gab es nur Holzlöffel und Essschalen! Auf einem großen Arbeitstisch waren bereits alle Zutaten für die Zubereitung der leckeren Speisen vorbereitet.
Zwei Feuerstellen loderten bereits, auf denen in zwei Tontöpfen, wie in der Steinzeit gekocht werden sollte.
Doch zuvor sollten wir selbst Hand anlegen! Die Kräuterexpertin Frau Sabine Bruder-Stoll führte uns in die Welt der Wildkräuter ein. Jedes Kraut wurde im Detail erklärt, sowohl die Geschmackskomponenten wie auch die gesundheitlichen Aspekte. Es ist großartig, was man alles essen kann. Mit Feuersteinklingen wie in der Steinzeit wurden Zutaten kleingeschnitten.
Die Historikerin Dr. Elisabeth von Gleichenstein führte uns durch die kleine, aber feine Ausstellung zu den Pfahlbauten in Dingelsdorf. Es ist kaum zu glauben, dass in Dingelsdorf und Umgebung schon 6000 v. Chr. nomadisierende Jäger und Sammler gelebt haben. Auf großen Tafeln sind die Routen mit den Handelsbeziehungen zu sehen. Landkarten, Zeittafeln und eine Einführung in die Bronzezeit erklären die ausgestellten Artefakte.
Herbert Gieß, der seit seinem sechsten Lebensjahr unermüdlich auf der Suche nach Relikten aus der Steinzeit am Ufer und im See unterwegs war. Er fand Schätze von größtem historischem Wert, die eine ganz neue Sicht auf die Siedlungsgeschichte im Raum Dingelsdorf und Umgebung ermöglichen. Das Museum existiert seit 2011, im gleichen Jahr wurden die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen zum UNESCO-Welterbe ernannt.
Noch mit einem Fuß in der Steinzeit begann die kulinarische Zeitreise. Herbert Gieß und Werner Bosch servierten uns den Eintopf und die Fleischspieße am Feuer.
Das Dinner war ein Hochgenuss! Alles schmeckte köstlich, der Rehrücken war butterzart. Wir hatten das Menü um Fischfilet erweitert, das ebenfalls hervorragend über dem Feuer gebraten war. Der Eintopf aus Getreide und Gemüse war sehr würzig und nahrhaft. Zum Schluss wurden wir mit einem Dessert aus Quark, frischen und getrockneten Früchten, verfeinert mit reinem Honig in der Wabe verwöhnt. Dazu bekamen wir köstliche gebackene Steinzeitkekse ausschließlich mit gesunden Zutaten.
Doch was haben die Steinzeitmenschen getrunken? Wir bekamen gebrautes „Pfahlbauer-Bier“, das eigens für das Dinner von der Ruppaner-Brauerei hergestellt wurde und ein Etikett erhielt. Es passte wunderbar zu den einzelnen Speisen. Wer wollte, konnte auch Wein bekommen.
Das Steinzeitdinner mit Herbert Gieß, Elisabeth von Gleichenstein, Sabine Bruder-Stoll und Werner Bosch erweckte trockene, tausendjährige Geschichte zum Leben. w Wir haben nicht nur viel gelernt, sondern auch steinzeitgemäß geschlemmt und uns wie Steinzeitmenschen gefühlt.
Ein herzliches Dankeschön geht an die Initiatoren der Veranstaltung.
Das Steinzeitdinner wird mehrmals im Jahr öffentlich angeboten, aber auch auf persönlichen Wunsch von Gruppen.
Dr. Cornelia Mallebrein, 1. Vorsitzende (www.dig-bodensee.com)