Ich freue mich sehr über den Zuspruch und die große Resonanz zu unserem Projekt „Herberts Wohnzimmerführung“ mit dem wir Funde aus der Steinzeit mit dem Dingelsdorfer Blättle, sowie auf unserer Homepage, in EURE Wohnzimmer bringen.
Gerne beantworte ich mehrfach aufgetretene Fragen.
- Warum wurden die Funde ausschließlich im Winterhalbjahr gemacht?
- Warum stammen so viele besondere Artefakte aus Sipplingen?
In den Wintermonaten bei Niederwasser mit Pegelständen von 150-180cm sind die Pfahlbaustationen mit nur noch 10 bis 170cm Wasser bedeckt. So sind sie mit den Wattstiefeln und dem Beiboot gut zu erreichen. Störender, den Seegrund bedeckender Algenbewuchs und Plankton sind abgestorben, dadurch ist das Wasser glasklar und ungetrübt.
Die Gemeinde Sipplingen hat in den 1960-70 Jahren mit einem Saugbagger ein Hafenbecken für einen großen Jachthafen in die Pfahlbausiedlungen gebaggert. Der unerforschte Aushub mit den Artefakten und Befunden zerstört und im Überlinger-See verklappt. Die Hafenanlage wurde mit Stegen, Wellenbrechern und einer Umfassungsmole aus Baumstämmen ausgebaut.
In der Folge legten starke Winterstürme die mit hohem Wellenschlag auf die Baggerkante und die Hafenmole trafen die jahrtausende unbeschadet erhaltenen Kulturschichten frei. Entenschwärme gruben in den freigelegten Kulturschichten nach Würmern, Schnecken und Muscheln. Alle Aspekte zusammen hatten eine große zerstörerische Wirkung auf die 6000 Jahre alten Hinterlassenschaften unserer Pfahlbauern.
Fragile Funde aus organischem Material wie Holz, Horn, Knochen, Früchte, Getreide und sogar Textilien wurden freigelegt und sind in kürzester Zeit zerfallen. Die Situation der rasch fortschreitenden Zerstörung steinzeitlichen Kulturguts fand nicht nur in Sipplingen statt. Auch in Wallhausen, Bodman, Ludwighafen, Überlingen, sowie weiteren Gemeinden an Unter- und Überlingersee zeigte sich das selbe Bild.
Die Archäologen des Landesdenkmalamts waren hoffnungslos mit dieser massiven Zerstörung überfordert.
In diesen Jahren habe ich als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesdenkmalamts viele Fundstücke geborgen.
Hirschgeweihhacke (links) mit steckendem Reststiel, diese ging bei der Konservierung leider kaputt. Rechts Pfeilspitze (Spitze feuergehärtet)
Ein großer Teil der Sammlung ist mittlerweile wissenschaftlich aufgearbeitet und bildet die Grundlage für das Museum Dingelsdorf. Seit zwei Jahrzehnten wird versucht die verbliebenen Siedlungsreste mit großem Aufwand durch das Abdecken mit Vlies und Kies vor dem weiteren Verfall zu bewahren und für die Nachwelt zu erhalten.