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Am Samstag, den 29.07.23 begannen wir am Vormittag unsere Töpfer-Zeitreise in die Steinzeit. Familie Gieß hatte ihren großen Garten dafür zur Verfügung gestellt, und wer ankam, bemerkte sofort, dass in den vorhergehenden Tagen einiges an Vorbereitungsarbeit geleistet worden war. Mehrere Tische waren aufgebaut, auf denen für jede und jeden schon ein Holzbrettchen als Arbeitsfläche für das Töpfern einladend bereit lag.

Der Grundgedanke der Veranstaltung war, selbst auszuprobieren, was Menschen vor Tausenden von Jahren am Bodensee bereits taten: Gefäße aus dem Lehm anfertigen, den man entlang der Bachläufe, die zum See hinab führen, finden kann. Damit dies gelingen konnte, brauchten wir die Hilfe eines Profis: Der Töpfermeister Martin Schubert musste uns allerdings zu Beginn erklären, dass der Lehm aus den Bächen bei Dingelsdorf leider nicht verwendet werden könne: Zum einen liege er in einem Naturschutzgebiet, zum anderen sei er zu verunreinigt. So hatte er uns Lehm aus Hoppetenzell mitgebracht, den er mit verschiedenen Sandarten und Schamotte magerer gemacht hatte, um ihn verarbeiten zu können.

Und so machten wir uns an die kunstvolle Arbeit. Zuerst lernten wir beim Formen von einfachen Schälchen unser Material, den Lehm und verschiedene Bearbeitungswerkzeuge, kennen. Auch hier wurde viel darauf geachtet, uns steinzeitlichen Bedingungen so weit wie möglich anzunähern: Um Verzierungen in die Gefäße zu kratzen, wurden Muscheln verwendet. Um Stücke von den großen Lehmquadern abzuschneiden, kam Bast zum Einsatz, denn Draht gab es ja damals noch nicht. Im Laufe des Vormittags wagten sich manche an kunstvollere Formen: kannenförmige Gefäße entstanden, Figuren und sogar ein Eierbecher in einer Huhnfigur.

Getrocknet und gebrannt wurden all diese Lehmgegenstände an einem offenen Feuer. Die Feuerstelle war mit Bedacht vorbereitet worden: Sie war von stufenartigen Steinterrassen eingefasst, so dass die Lehmkunstwerke zum Trocknen nach und nach dem Feuer angenähert wurden, bis sie schließlich zum Brennen ganz in der Aschenglut verschwanden. Hier zeigte sich die jahrzehntelange Erfahrung von Martin Schubert, ohne die es sicher nicht möglich gewesen wäre, Gegenstände in wenigen Stunden zu formen, zu trocknen und zu brennen. Und die Aufgabe wurde ihm nicht leicht gemacht, denn hatten wir am Vormittag noch Glück mit dem Wetter, so gingen am Nachmittag mehrere Schauer über unser Töpfereifeuer nieder. Kleinere Dramen blieben deshalb nicht aus, wenn das eine oder andere Kunstwerk doch noch zerbrach. Aber am Ende gingen doch alle voller Freude mit wenigstens einem Gegenstand nach Hause – und mit der Erfahrung, dass die Menschen der Pfahlbauten vor langer Zeit schon detailliertes Wissen über Materialien und Arbeitsgänge des Töpferhandwerks gehabt haben müssen, um ihr Lehmgeschirr herzustellen.

gez.Michael Stadelmann

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